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Musik

Vertriebstagung Universal Music

"Music is Universal" - unter diesem Motto lud der Universal Vertrieb zur ersten großen Tagung nach der Fusion mit PolyGram. Die Hauptbotschaft: Es weht ein frischer Wind in allen Abteilungen.

Martin Schruefer02.09.1999 22:00

Der formelle Teil fand im Hotel Interconti in Hamburg statt. Dort ließ das Management in Referaten die Fusion Revue passieren und gab einen Ausblick auf die Zukunft. Chairman Wolf-D. Gramatke lenkte die Aufmerksamkeit auf die kommenden elf Monate: "Mit exzellentem Repertoire, den neu aufgestellten Label-Gesellschaften, ihren Mar- keting- und Promotionbereichen sowie einem neu formierten Vertrieb müssen wir alle Qualitäten eines Marktführers mobilisieren, um in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Pole Position zu verteidigen." Gramatke gab bekannt, daß "wir in den nächsten Monaten einen der größten Bremsklötze für ein offensives E-Commerce wegschlagen können". Er erläuterte die Phasen der Einführung des SDMI-Standards für CDs, die einen Schutz gegen Raubkopien bieten sollen. Aus diesem Grund schätzte Gramatke die eigenen Internet-Aktivitäten optimistisch ein: "Unser Joint Venture Get Music mit BMG wird sich auszahlen. Weltweit sind über 200 Millionen Menschen ans Internet angeschlossen, davon 14 Millionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es gibt Optimisten, zu denen ich mich zähle, die erwarten, daß sich in den nächsten zehn bis 15 Jahren durch E-Commerce der Umsatz mit Musik mehr als verdoppelt, ohne daß es dem kreativen, progressiven Handel sehr schadet." Gramatke zitierte aus einer Untersuchung von Jupiter Communications, die allein für die USA zu dem Ergebnis kommt, daß E-Commerce im Jahr 2003 knapp 14 Prozent des Tonträgermarktes ausmacht. Die Appelle an den Handel waren unüberhörbar. Gramatke forderte, man müsse dem Konsumenten ein "echtes Einkaufserlebnis" bieten und die Möglichkeiten aufgreifen, "die sich durch Präsenz und Vielfalt in digitalen Stores bieten". Das Geschäftsjahr 1998 war für Universal ein "sehr durchschnittliches, was nach dem Erfolg von 1997 eine Enttäuschung ist. Aber der Verkauf der PolyGram-Gruppe hat das beeinflußt", so Wingolf Mielke, Executive Vice President und Chief Financial Officer. Laut Mielke fragten sich viele Mitarbeiter, Mu- siker und Repertoire-Geber der PolyGram-Gruppe, wohin die Reise gehe. Das und vieles andere hätte seine Spuren in den Zahlen des Jahres 1998 hinterlassen. Im Gespräch mit MUSIKWoche faßte Mielke den Verlauf der Fusion so zusammen: "Zeigen Sie mir eine Firma, die eine derartige Aufgabe in so kurzer Zeit so konsequent und effektiv bewältigt hat." Mit dieser Vertriebstagung wolle man die Zeit der Fusion abhaken und die Zukunft positiv definieren. Tim Renner, Executive Vice President und President Music Group, hielt im Anschluß an Mielke eine freie Rede, in der er verschiedene Themen aufgriff: Er wies auf Chancen und Gefahren des Internet hin, appellierte an den Kampfgeist der Mitarbeiter und forderte "mehr Lust auf Innovation". Vertriebschef Hartmut Peine nahm sich die Halbjahresbilanz 1999 im Zusammenhang mit der viel zitierten Krise der Musikwirtschaft vor: "Im ersten Halbjahr stand wenig neues Repertoire zur Verfügung. Da wir als Marktführer den Markt prägen, trugen wir zum Repertoiremangel bei." Dennoch seien unerwartete Erfolge bei Erstveröffentlichungen erzielt worden. Die Bilanz der zuständigen Breaker Force beschrieb Peine als "äußerst erfolgreich". Der Handel kam während der Tagung dank mehrerer Überraschungsgäste zu Wort. Sowohl Karl Preuße vom Jora-Tonträgervertrieb als auch Uwe Imhof, Geschäftsführer des aMM (aktiv Musik Marketing), begrüßten es, daß sich die Musikindustrie offensiv der Krise stelle und den Handel auf neuen Wegen begleiten wolle. Imhofs Fazit: "Nur wenn man sich einer Herausforderung stellt, kann man sie bewältigen." Den Handelspartnern erläuterte Gramatke die aktuelle Konjunktur-Wetterkarte des Hauses: "Wir präsentieren Ihnen mehr als 200 kommende Produkt-Highlights, davon sind 30 Prozent made in Germany." Es sei für Universal weiterhin von existenzieller Bedeutung, den nationalen Anteil des Repertoires zu erhöhen, um von kreativen Höhen und Tiefen in wichtigen Märkten wie England und den USA noch unabhängiger zu werden. "Nationale Erfolge wie Absolute Beginner, Bananafishbones, Die Ärzte, Basis, Loona, Mellow Trax, Rammstein, Andre Rieu, Rosenstolz und Spike weisen den Weg.'

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