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Musik

Werner Hay: Ein Kämpfer für den Musikunterricht

Die Deutsche Phono-Akademie bündelt jetzt ihreAktivitäten für mehr und besseren Musikunterricht an DeutschlandsSchulen. Diese Initiative heißt "Schule braucht Musik".

Martin Schruefer12.08.1999 22:00

"Der Musikunterricht in allgemeinbildenden Schulen, vor allem in denGrund- und Hauptschulen, geht immer weiter zurück, teilweise ist erbereits völlig abgeschafft", beklagt Prof. Werner Hay, Geschäftsführer derDeutschen Phono-Akademie in Hamburg. Mit Partnern will sich Hay überein gemeinsames bundesweites Vorgehen verständigen. Er verweist indiesem Zusammenhang auf aktuelle Zahlen, die von einem Niedergangdes aktiven Interesses an Musik künden: So gibt es laut HayBundesländer, in denen bis zu 80 Prozent des Musikunterrichtes in denallgemeinbildenden Schulen gestrichen wurden. Nur noch ein Prozent desMusikhörens findet im Konzert statt, 99 Prozent der Musik wirdheutzutage über Lautsprecher von der Tonkonserve konsumiert. Von denMusikinteressierten des Landes, die als liebste Freizeitbeschäftigungimmerhin noch bei allen Umfragen "Musik" angeben, halten lediglichsechs Prozent regelmäßig ein Instrument in den Händen. Pädagogen undProgramme gegen diesen Trend sind rar - und auch die InstitutionElternhaus versagt offenbar zunehmend, wie vor allem die privatenMusiklehrer und -schulen heftig beklagen. Auch die Hersteller vonInstrumenten und Equipment sehen sich einem immer größerenDesinteresse der Jugendlichen ausgesetzt; die Umsätze gehen in diesemMarkt seit Jahren deutlich zurück. Für Hay sind all dies genug Gründe,initiativ zu werden, denn der Staat handele als Sachwalter kulturellerInteressen falsch oder gar nicht: "Das Gefüge des deutschen Musiklebensist in Gefahr. Der Abbau findet gleichzeitig oben und unten statt. DurchKürzungen an der Spitze bei staatlichen Subventionen für professionelleKulturinstitutionen wie Opernhäuser und Berufsorchester finden Abbrüchestatt, während das Fundament durch einen schleichenden aber stetigenAbbau von Musikunterricht in den allgemeinbildenden Schulen und in denMusikschulen ausgehöhlt wird." Die Deutsche Phono-Akademie will sichjetzt mit ihrer Initiative "Schule braucht Musik" dem Trend nochentschiedener widersetzen. Diesbezüglich führte Werner Hayverschiedene "konstruktive" Gespräche - unter anderem mit den Bildungs-und Kultusministerien in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern,Sachsen, der "Opera Stabile" und dem Landesmusikrat in Hamburg. Mitins Boot holte die Phono-Akademie als Projektmanager für "Schulebraucht Musik" den Autor und Hamburger MUSIKWoche-KorrespondentenJürgen Stark. Er ist der Akademie seit Jahren über Projekte und alsMitglied im Beirat der Emil-Berliner-Stiftung verbunden. Der Journalisthatte sich mit einer Projektidee unter dem Namen "MachtMehrMusik" seitgeraumer Zeit mit Vertretern aus Politik und Tonträgerindustrie, sowie mitPopstars und Pädagogen über Initiativen für die Jugendlichen verständigt.Stark betont: "Ob Fettes Brot, Achim Reichel oder die Scorpions -zahlreiche bekannte Musiker kamen wenigstens noch außerhalb derSchule in den Häusern der Jugend mit Musik in Berührung. Nun aberwerden auch diese letzten Reservate von den Einsparungen des Bundesund der Länder hart getroffen." All das riefe nach Engagement, denn "vielenamhafte Künstler wären durchaus bereit, Patenschaften für Schulen zuübernehmen oder dort einmal als Gastlehrer Musikunterricht zu geben".Gemeinsam wollen Prof. Werner Hay und Jürgen Stark nun diesevielversprechenden Ansätze zu einer breiten Initiative bündeln und sichdamit dem Schwerpunkt "Schule braucht Musik" widmen. Deshalb bereitetauf Anstoß des Vorsitzenden der Phonoakademie dasSchleswig-Holsteinische Bildungs- und Kultusministerium für diesenHerbst für Schulklassen des Landes eine Großveranstaltung in der KielerOstsee-Halle vor. Drei Top-Künstler sollen dabei sein, wenn hier "Schulebraucht Musik" ein erstes lautstarkes Zeichen setzen will. Mehrdemnächst.

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