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Musik

Delta Music: Bekannt durch bunte Boxen

Delta Music gehört zu den führenden Firmen im Budget-Bereich. Das Unternehmen profiliert sich indes nicht nur mit CD-Boxen, die den Geldbeutel schonen, sondern auch mit Hochpreis-Klassik. MUSIKWoche sprach mit Geschäftsführer Philippe Sautot.

Martin Schruefer12.08.1999 22:00
Pionier in Sachen Silberling: Als einer der ersten verdiente Delta-Geschäftsführer Philippe Sautot Geld mit CDs
Pionier in Sachen Silberling: Als einer der ersten verdiente Delta-Geschäftsführer Philippe Sautot Geld mit CDs

Sautot, geboren am 9. Juli in St. Germain En Laye in Frankreich, ist ein Kenner der Musikindustrie. Nach seinem Seiteneinstieg beim französischen Label Vogue im Mai 1968, wo er für Hits von Künstlern wie Antoine, Jacques Dutronc und Petula Clark verantwortlich zeichnete, wechselte Sautot zur deutschen Vogue-Dependance nach GroßKönigsdorf. Seine Funktion: "Ich war der einzige Franzose, der deutsch sprach", sagt Sautot. Doch seine Karriere bei Vogue währte nicht lange: "Als die Deutsche Vogue zu Beginn der 70er Jahre zahlungsunfähig wurde und Konkurs anmeldete, wollte ich trotzdem im Business bleiben." So gründete Sautot 1970 in Groß-Kö- nigsdorf bei Frechen gemeinsam mit seinem Partner Dr. Jürgen Moll die Firma Delta. Ein paar Jahre später stieß dann noch Dr. Winfried Ammel hinzu, der von Bellaphon wechselte. An die Zeit in den 70er Jahren hat der Delta-Chef durchaus positive Erinnerungen: "Wir hatten sogar ein eigenes Vinyl-Preßwerk, wo das Öl aus den Maschinen in alle Richtungen spritzte. Während wir nachts die Vinyle herstellten, haben wir die Platten tagsüber im Eigenvertrieb verkauft." Die vom Geschäftsführer höchstpersönlich übernommene Auslieferung an die Großhändler, Rackjobber und Kaufhäuser erfolgte dann nachmittags im VW-Bus, wobei sich die alten Vogue-Kontakte für Sautot als äußerst nützlich erwiesen. Bereits damals konzentrierte sich Delta Music auf das Budget-Segment und veröffentlichte in erster Linie sogenannte Nachzieher, also Cover-Versionen aktueller Hits, sowie Instrumental-Alben. Hinzu kamen Produktionen aus dem Archiv der Deutschen Vogue. "Sogar die ersten Aufnahmen von Udo Jürgens waren dabei", erinnert sich Sautot, "die haben wir noch einige Jahre erfolgreich ausgewertet, bevor die Rechte an Udos Produzent Fredi Burger zurückgingen." Gleichzeitig mit der Deutschen Grammophon war Delta Music bereits 1983 eine der ersten, die das neue Tonträgerformat CD anboten. "Mit unserem neuen High-Price-Label Capriccio konzentrierten wir uns dann auch sofort auf den Klassik-Markt." Die Steinzeit des CD-Formats sei für Delta Music optimal gewesen, denn unter den wenigen Anbietern des neuen Tonträgertyps konnte das Unternehmen als eines der ersten Geld verdienen. Seit Juli 1999 erfolgt die CD-Manufaktur im neuen Delta-Preßwerk. "Wir werden im Jahr wohl zwischen zehn und elf Millionen CDs herstellen", prognostiziert Sautot, "wobei auch unser kleineres Werk 1998 immerhin sechs Millionen Stück gepreßt hat. Unser aktueller Bedarf liegt allerdings bei ungefähr 20 Millionen." Obwohl in erster Linie Budget-Anbieter, führt Delta Music mehrere Preissegmente: So ist das Klassik-Label Capriccio, das zur Zeit über die nur ein paar Kilometer weiter ansässige EMI Electrola vertrieben wird, nach wie vor im Bereich High Price angesiedelt. Das Budget-Label Laserlight teilt sich in die Bereiche Laserlight Pop (inklusive Schlager) und Laserlight Klassik (populäre und Einsteiger-Klassik). Die meisten Laserlight-Veröffentlichungen erfolgen nicht als Einzel-, sondern als Doppel-CDs sowie als 3-CD-Boxen. Mit einem Repertoire-Mix aus Zweit- und Drittauswertungen sowie Eigenproduktionen ist der Pop- und Schlagerbereich der größte Umsatzbringer für Delta Music. "Mit einer Balance aus Anlizenzierungen und Eigenmaterial erreichen wir die notwendige Sortimentsbreite und sichern die Unabhängigkeit von Delta", betont Sautot. "Schade ist nur, daß es immer schwieriger wird, an die notwendigen Lizenzen zu kommen." Das Budget-Geschäft sieht der Geschäftsführer trotzdem als Impulsmarkt mit Zukunft: "Gerade in einer Zeit, in der das Geld knapp ist, greifen die Kunden gern auf preiswerte Produkte zurück. Damit meine ich übrigens auch die nachgespielten Hits, die nach wie vor sehr beliebt sind." Beim Werben um den Kunden spiele in erster Linie die Produktgestaltung eine Rolle. "Die CDs müssen in einem Rack auffallen", sagt Sautot, "und der Kunde muß denken:,Diese Platte wollte ich schon immer haben, und sie paßt auch in mein Budget'." Der Budget-Bereich sei ein Premium-Markt geworden, der nur nach anderen Spielregeln funktioniere als der High-Price-Bereich. Sautot: "Dort müssen die Hits kreiert werden, während wir die Stimmungen der Käufer in Kaufimpulse umsetzen.'

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