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Musik

Verbände laufen Sturm gegen Anleitungen zum Kopierschutz-Knacken

Die deutschen Tonträger-, Musikverleger- und Handelsverbände setzen sich inzwischen gemeinsam für eine schnelle Novellierung des Urheberrechts ein. Anlass: Immer öfter liefern Medien Anleitungen zum Aushebeln von Kopierschutzvorrichtungen bei CDs und DVDs. Zuletzt sorgte eine für Unmut in der Branche.

ch21.05.2002 14:54
Gebhardt
Gebhardt

"Die Anleitungen zum Umgehen von Kopierschutzsystemen werden immer dreister", finden die Verbandsvertreter Gerd Gebhardt (Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft), Prof. Klaus-Michael Karnstedt (Deutscher Musikverleger-Verband), Alexander Wessendorf (HAMM) und Michael Huchthausen (Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte). Erstmals gemeinsam appellieren die Verbände nun an den Gesetzgeber, der die angekündigte Novelle des Urhebergesetzes nun schnellstens verabschieden soll. Mit einem Verbot der Umgehungstechnologien käme die Regierung einer europäischen Vorgabe nach, so die Verbandsvertreter: "Das massenhafte Kopieren von Musik und anderen urheberrechtlich geschützten Inhalten bedroht die Existenzgrundlage von Künstlern und Kreativen ebenso wie von Herstellern, Verlagen und Fachhandel und gefährdet tausende von Arbeitsplätze", findet Gerd Gebhardt. Das Verbot würde somit vor allem erreichen, dass Umgehungssoftware oder entsprechende Geräteumbauten nicht mehr hergestellt oder beworben werden dürften. Auch die detaillierten Anleitungen, wie zuletzt üblich, wären dann unzulässig. "Der Deutsche Bundestag muss schnell handeln, um die Rahmenbedingungen für eine ökonomisch tragfähige Situation zu schaffen." Auch die Medien sollen die Versuche der Branche, sich vor illegaler Vervielfältigung zu schützen, auch heute schon respektieren, obwohl der Schutz vor Umgehung dieser Kopierschutzvorrichtungen noch nicht im Gesetz verankert ist. Alexander Wessendorf erläuterte: "Damit würde dann endlich die detaillierte Anleitung zum Umgehen solcher Schutzssteme, wie zum Beispiel in vielen Computerzeitschriften in den letzten Monaten, unterbleiben." Michael Huchthausen ergänzte: "Der Handel steht mit dem Rücken zur Wand; wir verlieren täglich Kunden, die sich durch Brennen von Musik praktisch kostenlos selbst versorgen. Durch dieses Verhalten ist die Funktionsfähigkeit des Marktes fundamental gestört." Der schrumpfende deutsche Tonträgermarkt befinde sich in einer bedrohlichen Situation, so die Verbände. Auch ein Bekenntnis zum Kopierschutz und ein Einsatz entsprechender Technologien sei ohne Wirkung, solange das Knacken der Codes nicht unter Strafe steht. Prof. Michael Karnstedt dazu: "In jedem Kiosk findet man einen Meter Zeitschriften, die schon auf der Titelseite mit diesem Thema werben. Dadurch wird der Handel mit CDs massiv beeinträchtigt und die wirtschaftliche Ertragsfähigkeit von Musik dramatisch beeinträchtigt - viele Menschen kopieren Musik, anstatt sie zu kaufen, während offenbar diese Zeitschriften das Thema für sich selbst als Möglichkeit zur Umsatzsteigerung entdeckt haben." Und Gerd Gebhardt ergänzte: "'Schöner Wohnen' schreibt ja auch nicht, wie man am besten in ein Reihenhaus einbricht."

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